Wien hat sich verändert. Es gibt immer mehr Straßen und Plätze, die für die Menschen von Autos freigespielt werden oder an denen wir uns nun auf Augenhöhe begegnen. Ob Mahü oder Herrengasse, die Anzahl der Fußgänger- und Begegnungszonen wächst. Auch die Zahl der Parklets, die als Oasen im sonst eher tristen Straßenraum zum Verweilen einladen, steigt zunehmend.
Am Donaukanal, vor zwanzig Jahren ein noch leerer Freiraum mitten in der Stadt und einzig jenen bekannt, die ihn bereits für sich entdeckt hatten, pulsiert heute das Leben. Bunt gemischt ist er teils zur Partyzone geworden, kommerzielle Nutzungen haben sich hier ausgebreitet. Für viele fühlt es sich jedoch mittlerweile wie ein Ausverkauf eines Stückes unserer Stadt an, denn an immer mehr Orten muss konsumiert werden, um verweilen zu dürfen. Das Ausverhandeln vielschichtiger Interessen ist Teil unseres Lebens in der sich stetig verändernden Stadt und steht in engem Bezug zum öffentlichen Raum.
Seit Anfang des neuen Jahrhundert besteht ein neues Verständnis, dass neben Gebäuden auch der Platz, der zwischen ihnen liegt, gleichermaßen bedeutsam ist: Er ist vieles, ein Ort der Begegnung, an dem wir Menschen treffen, denen wir sonst nicht begegnen und manchmal auch nicht begegnen wollen. Ein Ort, an dem buntes Treiben herrscht, Geschäfte abgewickelt werden und Gemeinschaft entsteht. Ein Ort, an dem wir für unsere Rechte eintreten und demonstrieren, wenn wir Dinge ändern wollen. Der öffentliche Raum ist jener Ort, an dem wir uns als Gesellschaft herausbilden, unser Miteinander und Zusammenleben ausverhandeln und unsere Vielfalt sichtbar wird.
Wenn sich die Welt manchmal zu schnell verändert, dann ist es die lokale Gemeinschaft, die trägt. Denn hier zählt jede und jeder einzelne.
Gemeinschaft findet Stadt, dort wo Raum zum Aneignen ist, dort wo Möglichkeiten offen gelassen wurden. Der öffentliche Raum ist eines der Fundamente für unsere Lebensqualität. Und Wien hat die höchste Lebensqualität!
Damit die Lebensqualität von uns allen gesichert und noch weiter gesteigert wird, hat die Stadt Wien 2018 ein Strategiepapier ausgearbeitet: das Fachkonzept Öffentlicher Raum. Und damit dieses Fachkonzept nicht im Regal verstaubt, sondern auf die Straßen und Plätze Wiens getragen und von uns allen gelebt werden kann, gibt es Mitte Mai dieses Forum, das #kommraus – Forum Öffentlicher Raum.
An drei Tagen – Donnerstag, Freitag und Samstag – wird der Öffentliche Raum gefeiert, über ihn diskutiert, in ihm experimentiert, getanzt, gegessen, gespielt. In Workshops, bei Spaziergängen und Interventionen stellen wir uns gemeinsam den Herausforderungen der Zukunft.
Kommt raus und gestaltet mit, trefft viele Menschen und genießt Eure Stadt!
Dieser Beitrag ist im April 2019 auf #kommraus – Forum Öffentlicher Raum erschienen.
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