Von GeLa Ochsenherz wurde ich eingeladen ein Vorwort zum Kochbuch zu schreiben. Das hat mich sehr gefreut und mir wieder vor Augen geführt, wie fein es ist Teil dieser Gemeinschaft zu sein – gerade in diesen unsteten Zeiten.
Es ist weitmehr als ein herkömmliches Kochbuch, es vermittelt den Kreislauf der Natur und das Leben am Hof: »Ein Jahr GeLa – Rezepte und Bilder aus solidarischer Landwirtschaft«.
Solidarisch Genießen – saisonale Vielfalt aus der Region
Als ich mein erstes Kistl nach Hause getragen hatte, breitete ich das Gemüse am Küchentisch aus. Ich war begeistert von der Menge und nahm den Kistlzettl und ordnete das Gemüse zu, ich kam nicht allzu weit – für Spargelsalat und Scheerkohl musste ich das Internet zu Hilfe ziehen. Und das, obwohl ich auf dem Land in Thüringen aufgewachsen bin – mit Erbsen und Erdbeeren aus dem eigenen Garten und Tomaten und Kopfsalat aus dem Gewächshaus. Doch am Küchentisch in Wien wurde mir klar, wie viel reicher die Gemüsepalette auf meinem Teller noch sein konnte. Die Rezepte auf dem Kistlzettl luden mich ein, zum Entdecken und Experimentieren beim Kochen.
GeLa „Gemeinsam Landwirtschaften“ Ochsenherz ist die Pionierin der solidarischen Landwirtschaft in Österreich. Was vor über 10 Jahren begann, ist heute ein als Verein geführter landwirtschaftlicher Betrieb mit großer Gemeinschaft. 300 Mitglieder werden mit bio-dynamischem Demeter-Gemüse versorgt. Mitglieder, die sich – oft jedes Jahr aufs Neue – verpflichten, sich mit Gemüse zu versorgen: Die einen mit dem finanziellen Beitrag, die anderen mit ihrer professionellen Arbeit im Feld und weitere, die bei der Ernte im Feld unterstützen. GeLa Ochsenherz hat bereits eine Warteliste und vermittelt Interessierte an jüngere solidarische Landwirtschaften.
Seit 2017 bin ich Mitglied und unterstütze bei der Ernte im Feld. Seither lass ich kaum mehr Gemüse verderben, sondern verarbeite es rechtzeitig. Denn meine klammen Finger beim Ernten an einem regnerischen Frühlingstag oder die Schweißausbrüche bei glühender Sommerhitze ließen mich die Produkte dieser Arbeit wertschätzen. Die Mitarbeit im Feld war auch willkommene Auszeit von meiner Arbeit am Schreibtisch als Stadtplanerin, als auch Auftakt für enge Freundschaften und berufliche Kontakte. Denn uns alle, die wir Teil von GeLa Ochsenherz sind, eint die Haltung:
Wer eine Saison lang die Paradeiser von GeLa Ochsenherz isst, will keine anderen mehr – nicht aus dem Supermarkt und nicht außerhalb der Saison. Bei GeLa Ochsenherz bekommen wir über 20 verschiedene Paradeiser- und Paprikasorten auf den Teller, wohl auch, weil die Paradeisersorte Ochsenherz Namensgeberin ist. Und, frischer geht es kaum: Montags geerntet und dienstags in der Früh als Kistl am Verteilerstandort abholbar oder donnerstags geerntet und abends in Gänserndorf beziehungsweise freitags zur freien Entnahme am Nachmarktstand. Rund 40 Kilometer liegen zwischen den Feldern in Gänserndorf und den Tellern in Wien: Unverpackt in Kistln und frisch gehalten durch feuchte Tücher wird angeliefert.
Lilli Henzl, Gründungsmitglied und Köchin versorgt unsere Gemeinschaft seit Anbeginn mit Rezepten und oft das Team am Hof mit kulinarischen Speisen. Birgit Hertel, Vorstandsmitglied und Grafikerin, hat sich unter anderem der Gestaltung unseres Newsletters angenommen: Der seither jede Woche mit saisonalem Rezept inspiriert und ein Gemüse vorstellt. Der altersschwache Traktor gab letztes Jahr den Anlass für die Konzeption einer Crowdfunding-Kampagne, für die auch dieses Kochbuch mit ausgewählten Rezepten erarbeitet wurde: Ein idealer Begleiter für das ganze Gemüsejahr, abgerundet mit Einblicken in das Geschehen am Hof.
Viel Freude beim Schmökern, Kochen, Experimentieren und Genießen in Gemeinschaft, wünscht Beatrice Stude
PS: Ein Lieblingsrezept zu benennen ist schwer – es ist alles sehr lecker! 😉
Weitere Informationen
- GeLa Ochsenherz – Webseite
- GeLa Ochsenherz – Wikipediaeintrag