Umfeld: Migration

Dieser Beitrag ist Teil des Projektes »EMCY«.

Anfang 2023 lebten 2 Millionen Menschen mit 180 verschiedenen Staatsbürgerschaften in Wien – mit vielfältigen Kulturen und Sprachen. Migrant:innen sind in der Forschung oft unterrepräsentiert, ihre Vielfalt bedarf zielgruppenspezifischer Erhebungsmethoden.

Im Projekt EMCY – Enabling migrants to cycle werden verschiedene Erhebungsmethoden erprobt, um Migrant:innen zum Thema Radfahren im Alltag zu befragen. Für das Projekt EMCY wurden Migrant:innen als jene Bevölkerungsgruppe definiert, deren Herkunft aus Ländern ist, die 1995 (noch) keine EU-Länder waren oder geworden sind – Österreich ist 1995 beigetreten.

Staatsbürgerschaft und Herkunft

Anfang 2023 hatten 1,3 Millionen Menschen in Wien die österreichische Staatsbürgerschaft, das sind 65,8 Prozent. Davon hatten 1,1 Millionen Menschen österreichische Herkunft, das sind 55,6 Prozent – diese rund 200.000 Menschen in Wien haben eine österreichische Staatsbürgerschaft, sind aber im Ausland geboren (Stadt Wien, 2023).

Rund 1.120.000 Kinder und Jugendliche besuchten im Schuljahr 2022/23 eine Schule in Österreich: 19,3 Prozent davon hatten eine ausländische Staatsbürgerschaft – 39,3 Prozent der ausländischen Schüler:innen lebten in Wien (ÖIF, 2024).

Anfang 2023 hatten 100.000 in Wien lebende Menschen eine serbische Herkunft, 76.000 eine türkische und 70.000 eine deutsche. Nach Staatsbürgerschaften betrachtet zeigt sich eine etwas andere Reihenfolge, da viele in der Türkei oder in Bosnien und Herzegowina geborene Menschen bereits die österreichische Staatsbürgerschaft erworben haben.

Anfang 2024 waren in Österreich knapp 1,8 Millionen Personen jünger als 19 Jahre. Insgesamt lebten 200.000 Jugendliche mit ausländischem Geburtsort hierzulande, 11,5 % der jugendlichen Gesamtbevölkerung. Von den 25.000 syrischen Jugendlichen haben 3 Prozent die österreichische Staatsbürgerschaft, von den 24.000 ukrainischen Jugendlichen 1,2 % und von den 21.000 deutschen Jugendlichen 33,9 Prozent. Dies verändert nichts an der Reihenfolge.

Blick nach Simmering

Im Projekt EMCY werden drei Pfade verfolgt, um Erhebungsmethoden in der Praxis zu erproben: Konkret heißt das Migrant:innen werden über drei unterschiedliche Zugänge befragt:

  • mit Kooperation von Institutionen aus dem Integrationsbereich,
  • mit Kooperation von Volksschulen und
  • ohne Kooperation.

Im Projekt kooperieren drei Volksschulen in Simmering: Dort wechselt jedes Jahr, die Zusammensetzung der Schüler:innen, teils sehr stark, teils im Schuljahr. Daher sind die Sprachgruppen der Schüler:innen eine Momentaufnahme im Jänner des aktuellen Schuljahres 2024/2025.

Hintergrund

Die Hälfte der Bevölkerung Wiens hat einen Migrationshintergrund. In allgemein zugänglichen Befragungen und Umfeldanalysen ist diese Bevölkerungsgruppe jedoch oft unterrepräsentiert. Zu diesem Ergebnis kam auch eine Studie aus Deutschland (Weih, U., et al., 2022).
Die Herausforderung, Migrant:innen für Erhebungen zu erreichen, wurde auch in dem österreichischen Projekt LEGINT (Hosner, R., et al. 2015) adressiert, da es der wissenschaftlichen und politischen Debatte an ausführlichen empirischen Daten mangelt. Auch das Projekt LEGINT kommt zu dem Schluss, dass es eine eigenständige Datenerhebung zu Integrationsthemen braucht, und schlägt hier ein Integrationspanel vor.

Die vorliegenden Studien zeigen, dass es für Migrant:innen zielgruppenspezifische Erhebungsmethoden braucht, wobei diese nicht definiert sind. Auch das Projekt FReDA (Schneider, N. F., et al., 2021), kommt zu der Erkenntnis, dass es keine Generallösung gibt.

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